Ist die Wirksamkeit Ihrer Transformation nur eine Frage von guten Methoden? Gewiss nicht. Die Haltung und der Wille, neudeutsch Mindset, zu tiefgreifender Veränderung sind das Fundament, auf dem Transformation erst aufbauen und gelingen kann. Die Frage der Veränderungsbereitschaft wird dann relevant, wenn Sie und Ihr Team direkt und persönlich von Transformationen betroffen sind. Nachhaltige Veränderungen kommen dabei in unterschiedlicher Skalierung und Wuchtigkeit daher. Damit einhergehend entwickelt sich das Transformations-Mindset iterativ weiter, dies ist durchaus ein längerer und individueller Prozess.
Transformation spielt sich auf zwei wesentlichen Handlungsfeldern ab. Zum einen in der Optimierung des Bestehenden, zum anderen in der Innovation und damit der Entwicklung grundlegend neuer Lösungen, Produkte oder Geschäfte – grundlegend neu zumindest aus der Perspektive Ihres Unternehmens. Die Grenzen sind dabei fließend, zumindest triggern Optimierungen häufig innovative Lösungen oder erfordern diese. Optimierung und Innovation erfordern aber in jedem Fall den Willen und die Fähigkeit zumindest der direkt und indirekt Betroffenen und Beteiligten zur nachhaltigen Veränderung.
Nun gehen Menschen sehr unterschiedlich mit Transformation um und reagieren auf individuelle Weise, wenn sie in ihrem persönlichen Umfeld Veränderungen erfahren oder selber gestalten sollen. Neugier auf der einen Seite und mindestens Ängstlichkeit auf der anderen Seite bei Neuem und Unbekannten sind Emotionen und Reaktionen, die wir alle in uns tragen. Über die Summe aller Menschen in Ihrem Team und deren Reaktion wird zunächst die Ängstlichkeit dominieren, wenn Sie ernsthaft und über das bisherige Maß hinaus Veränderungen in Ihrem Unternehmen angehen. Mindset und Veränderungsbereitschaft können Sie dabei nicht verordnen. Jeder Mensch in Ihrem Team entscheidet auf Grund seiner eigenen Erfahrungen und Anschauungen selber darüber, wie weit und wie schnell er Veränderungen an- und mitgeht. Natürlich verfügen Sie über wesentliche Stellhebel und Schlüssel, um die Menschen in Ihrem Unternehmen für Veränderungsprozesse zu gewinnen. Gute Kommunikation, gute Erfahrungen, Sinnstiftung und persönlicher Wert für die Betroffenen beispielsweise befördern Veränderungsbereitschaft.
Zwei andere Faktoren sind ebenso wesentlich. Der Grad der persönlichen Betroffenheit und Involvierung beeinflusst die Haltung zu und das Commitment für die Transformation. Es ist ein wesentlicher Unterschied, ob Sie als Zaungast einer Veränderung beiwohnen oder im Kern davon betroffen sind. Genau so wichtig ist der Grad an Veränderung, von der Sie betroffen sind. Bei Optimierungsprozessen ändern sich vielleicht nur Details oder Teile Ihrer bisherigen Arbeitsfelder und Gewohnheiten; dies ist zwar schon nachhaltige Veränderung, aber sie ist gut verkraftbar. Sind Sie hingegen an der Umsetzung von Innovationen oder gar disruptiven Lösungen beteiligt, wird das für Sie einen wesentlichen Eingriff und weitreichende Änderungen an Ihren Arbeitsfeldern und Gewohnheiten bedeuten. Das ist deutlich herausfordernder und dazu sind weit höhere mentale Hürden zu nehmen als bei partiellen Optimierungen.
Das grundsätzliche Mindset für Veränderungen können Sie als Exzellenz-Mindset definieren. Es ist universell wirksam und hilfreich. Sobald Sie Transformation in Form von Optimierungen betreiben, benötigen Sie dieses Exzellenz-Mindset in Ihrem Team und müssen für dessen ständige Weiterentwicklung Sorge tragen. Wesentliche Merkmale des Exzellenz-Mindset sind die Bereitschaft für ständige Verbesserung des Bestehenden, die Akzeptanz der Notwendigkeit von kontinuierlicher Verbesserung und das Ausrichten des eigenen Handelns zumindest in Richtung regelmäßiger inkrementeller Verbesserungen.
Für Innovation und Disruption benötigen Sie und Ihr Team eine darüberhinausgehende Form von Haltung und Willen zur Veränderung. Prof. Dr. Burkard Wördenweber hat diese erweiterte Geisteshaltung in seinem Buch „Die Innovation Cell“ als Starterkultur bezeichnet. Sie ist eine radikalere Form des Exzellenz-Mindset und beinhaltet den Willen und die Fähigkeit, Bestehendes komplett in Frage zu stellen und loszulassen. In einer Starterkultur erarbeiten die Menschen auch radikale und zunächst utopisch erscheinende Lösungen, immer mit der Bereitschaft, diese zumindest in Schritten oder über eine Roadmap auch tatsächlich umzusetzen. Der Grad der Unsicherheit für die Betroffenen und der Einfluss auf den eigenen Wirkungskreis ist dabei in der Regel ungleich größer als bei Optimierungen.
Optimierung und Innovation benötigt in Ihrem Unternehmen dabei zwei wesentliche Gruppen von Menschen – die „Macher“ und die „Ermöglicher“. Beide Gruppen müssen in ihrem jeweiligen Handlungsfeld gleichlautend mutig und konsequent Veränderungen vorantreiben. Dabei sind deren Aufgaben und Verantwortungen bei Optimierungen und Innovationen und das daraus resultierende Mindset durchaus verschieden. Die „Macher“ brauchen die Fähigkeit und den Willen, geeignete und praktikable Lösungen zu entwickeln und umzusetzen. Die „Ermöglicher“ brauchen hingegen den Willen und das Commitment, die notwendigen Entscheidungen zu treffen, die unternehmerischen Risiken zu tragen und den Veränderungsprozess durch gute und konsequente Führung im gesamten Unternehmen durchzusetzen. Beide hängen dabei voneinander ab. Die Lösungen der „Macher“ können ohne die Durchsetzungsfähigkeit der „Ermöglicher“ und entsprechende Machtpromotoren nicht wirksam werden. Die „Ermöglicher“ benötigen clevere Lösungen der „Macher“, sonst droht die Gefahr, dass Transformation nur eine Willensbekundung bleibt.
Sie brauchen ein geeignetes Mindset in Ihrem Team, um Transformation nachhaltig und wirksam in Ihrem Unternehmen umzusetzen. Je nachdem, wo Sie heute stehen, sollten Sie zuerst Optimierungen umsetzen und sich danach in Richtung Innovation und Disruption weiterentwickeln. Ihr Team braucht die Chance, mit dem Grad an Veränderung in ein Exzellenz-Mindset und später in eine Starterkultur hineinzuwachsen und die eigene Haltung und den eigenen Willen zu nachhaltigen Veränderungen permanent weiterzuentwickeln. Sie müssen diesen Prozess bestmöglich unterstützen und fördern, durch Ihre Führung aber auch die Veränderungsfähigkeit und -bereitschaft einfordern und weiterbringen. Das Mindset ist das Fundament, auf dem Sie Ihre Strategie und die damit verbundenen Transformationen und nachhaltigen Veränderungen erst erfolgversprechend angehen können.
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