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Die Macht der Gewohnheit

ghochstein

Motivation – das Zauberwort dieser Tage, wenn von Führung und Management die Rede ist. Das Idealbild wirksamer Unternehmen und Organisationen, getragen von zufriedenen und sinnerfüllten Menschen, getrieben allein durch – Motivation. Kein neues Thema, keine noch so große Herausforderung kann motivierte Menschen und Unternehmen schrecken und abhalten. Motivation wirkt wie ein Raketentreibstoff, wie eine dauerhafte Infusion einer nimmer versiegenden Stimulanz zur Bewältigung jeder noch so großen Aufgabe.



Klingt übertrieben? Ist es natürlich und soll es auch. In der Realität erleben wir Menschen eine ganze Bandbreite von Emotionen bei der Arbeit. Und unser Antrieb, etwas zu tun, kommt aus weit mehr Impulsen als nur der Motivation. Die Motivation hat noch einige wichtige Geschwister, wenn es um die Wirksamkeit und ein Stück weit auch um die Zufriedenheit bei der Arbeit geht. Sie heißen Disziplin und Gewohnheit und sind im Vergleich zur strahlenden Motivation eher biedere Gestalten. Aber sie sind entscheidend für die wirksame Umsetzung der meisten großen Themen. Motivation allein und die aus ihr erwachsende Begeisterung für eine Sache reicht meist nicht, um ein langwieriges und schwieriges Thema bis zum Ende durchzuziehen und komplett umzusetzen.


Gewohnheit klingt im Vergleich zur Motivation langweilig, Disziplin macht keine gute Laune. Nüchtern betrachtet, sind jedoch Motivation, Disziplin und Gewohnheit eine logische Verkettung von Mindset-Zuständen in beinahe jedem langfristig wirksamen Veränderungsprozess. Natürlich gibt es reichlich Fälle, bei denen Menschen von Anfang bis Ende mit Begeisterung und getrieben durch intrinsische Motivation ihr Thema umsetzen. Und ebenso gibt es genug Fälle, wo Menschen ohne  eigenen Antrieb, sondern nur durch äußeren Druck eine Sache bearbeiten. Aber meist führt die Kurve von der Motivation über die Disziplin zur Gewohnheit. Und weil die Motivation, die anfängliche Begeisterung zumindest, über die Zeit meist schwächer wird, ist die Gewohnheit der wichtigste und der erstrebenswerteste Mindset in allen Veränderungsprozessen.


Legen wir doch diese drei Treiber von Wirksamkeit in Veränderungsprozessen noch etwas tiefer:



Die Motivation…

… lässt uns Dinge mit Begeisterung beginnen und über eine längere oder kürzere Zeit auch mit Begeisterung tun. Das Thema kann von außen kommen oder mein eigenes sein, das ist der Motivation egal. Motivation kommt immer von innen. Sie kann nur dann entstehen, solange ich mich selbst für dieses Thema interessiere und begeistern kann.

Die Disziplin…

… lässt uns Dinge tun und weiterführen, wenn die Begeisterung für das Thema verloren ging und der innere Antrieb fehlt. Disziplin kommt meist von außen. Ein Vorgesetzter, der mich überwacht, eine unangenehme Folge für mich, wenn ich diese Arbeit nicht erledige und so fort. Es gibt auch die Disziplin, die von innen kommt. Ich überwinde den bildlichen inneren Schweinehund und tue etwas, obwohl ich keinerlei Lust darauf und Befriedigung daran spüre. Disziplin lässt uns das „valley of death“ in einem Thema oder Projekt überwinden.

Die Gewohnheit…

… steht hoffentlich immer am Ende eines solchen Veränderungsprozesses. Sie lässt uns Dinge mit einer positiven Gleichmut routiniert tun. Sie löst weder die Euphorie der Motivation noch die schlechten Gefühle der Disziplin aus. Sie bringt eine Form der heiteren Gelassenheit in mein Tun und Handeln, aus der sich meine eigene Zufriedenheit und damit auch ein Stück weit meine Wirksamkeit speist.


Für alle großen und wichtigen Dinge auf der Arbeit und im Leben ist darum die hier beschriebene Form der Gewohnheit der wichtigste und auch der erstrebenswerteste Zustand. Besonders dann, wenn der damit verbundene Mindset und die damit verbundenen Emotionen eben die der heiteren Gelassenheit sind.


Ein häufiges Zitat zu Motivation lautet: „Tue, was Du liebst, dann wirst Du nie wieder arbeiten“. So oder ähnlich lesen wir einen vermeintlich guten Rat, der uns den Weg zu immerwährendem Glück weisen möchte. Der Kern ist gut und richtig. Wo immer Sie etwas tun müssen, was Sie permanent nur gegen Ihren inneren Widerstand verrichten können, sollten Sie sich verändern – koste es, was es wolle. Aber Sie werden kaum etwas finden, was Sie über lange Zeit oder Ihr ganzes Leben lang auf einem gleichmäßig hohen Niveau intrinsischer Motivation mit der zitierten Liebe tun können. Es ist absolut OK, nach dieser Form von Hedonismus zu suchen und zu streben. Aber schützen Sie sich vor der Enttäuschung, falls Ihnen diese puristische Form des Arbeits-Hedonismus doch verwehrt bleibt.


Mit gefällt eine Gegenposition, eigentlich eine Ergänzung  dieser hedonistischen Perspektive sehr gut. Shaolin-Mönche sagen: „Liebe das, was Du tust“. Dieser Rat ist eine Art mentaler Stoßdämpfer, der den positiven Überschwang der Motivation und den negativen Überschwang der Disziplin nivelliert. Er beschreibt eben zu einem guten Teil die positive und souveräne Gleichmut einer guten Gewohnheit und deren Beitrag zu heiterer Gelassenheit.


Um wirklich wirksam zu sein und Veränderungen dauerhaft und nachhaltig zu etablieren, führt kein Weg an der Gewohnheit vorbei. Motivation und Disziplin sind allein nicht stark genug, etwas Neues nachhaltig und langfristig zu etablieren. Eine gute neue Gewohnheit ist der logische Endpunkt eines erfolgreichen Veränderungsprozesses, dem zumeist Motivation und Disziplin vorangehen. Sie ist unser mächtigstes Werkzeug für unsere eigene Weiterentwicklung wie auch die Weiterentwicklung von Unternehmen und Organisationen – eben die sprichwörtliche „Macht der Gewohnheit“. Kümmern Sie sich also aufmerksam um Ihre guten Gewohnheiten. Sie sind der Schlüssel zu Ihrer Wirksamkeit und zu guten Teilen auch zu Ihrer Zufriedenheit.


Bildnachweis:

Quelle: Pixabay / www.pixabay.com   Urheber: martaposemuckel    Lizenz: Pixabay-Lizenz


Wege zur heiteren Gelassenheit als Führungskraft sind Bestandteil unserer Führungscoachings und unseres Seminares "Resilienz für Entscheider". Mehr dazu finden Sie hier.

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